
Artist: KC VITAs
Album: when we arrive at home
Label: Neuma Records
VÖ: 17.10.2025
Zehn Jahre Klangmut – KC VITAs erfinden den Chor neu
KC VITAs feiern ihr zehnjähriges Bestehen mit when we arrive at home – einem Album, das zeitgenössische Chormusik zum Leuchten bringt.
Wenn man über Chormusik spricht, denkt man selten an Begriffe wie „experimentell“, „waghalsig“ oder gar „avantgardistisch“. KC VITAs aus Kansas City schaffen genau das: Sie schubsen das altehrwürdige Genre beherzt aus der Sakristei und mitten hinein ins Hier und Jetzt. Zum zehnjährigen Jubiläum liefert das Ensemble mit when we arrive at home eine Art klingende Retrospektive – ein Best-of ihrer ersten Dekade, das alles andere als verstaubt klingt.
Das Repertoire liest sich wie ein musikalischer Kompass durch Emotionen, die uns alle betreffen: Trauer, Hoffnung, Wut, Zuversicht. Mit Stimmen statt Synthesizern, mit Obertönen statt Overdrive. Neun Komponist:innen bringen hier ihre ganz eigenen Perspektiven ein, und KC VITAs weben daraus einen Klangteppich, der zwischen sakraler Schönheit und moderner Klangarchitektur balanciert.
Von Ashi Days leuchtendem Boundless über Natalie Dietterichs nachdenkliches chainlink fences bis hin zu Ben Zuckers titelgebendem Stück, das das alte Hymnenmaterial „Idumea“ in ein gespenstisch schönes Vokalexperiment verwandelt – das Ensemble überzeugt durch Präzision, Mut und emotionales Fingerspitzengefühl. Besonders beeindruckend ist die Fähigkeit, Komplexität leicht wirken zu lassen. Kein akademisches Getue, sondern echtes, atmendes Leben in Klangform.
Del’Shawn Taylors Umsetzung von Emily Dickinsons Because I Could Not Stop For Death markiert einen stillen Höhepunkt: transparent, intim, fast filmisch. Spätestens beim Finale The Prow von Matthew Lyon Hazzard entfaltet sich das Ensemble dann zu voller Größe – ein cinematischer Wellenschlag, der das Publikum an die Hand nimmt und sanft wieder „nach Hause“ führt.
when we arrive at home ist kein leichtes Album, aber ein lohnendes. Es fordert Aufmerksamkeit, belohnt sie aber mit emotionaler Tiefe und musikalischer Innovation. Dass KC VITAs dabei nie in prätentiöses Kunstgeflüster abrutschen, sondern mit warmem Herzblut singen, macht den Unterschied. Eine Feier der Stimme – menschlich, verletzlich, kraftvoll.
Bewertung: 7.5/10 – Beeindruckend durchdacht und emotional zugänglich, auch wenn die intellektuelle Strenge manchmal ein bisschen Distanz schafft.
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