Rick Wakeman zieht dich mit „Melancholia“ tief hinein in seine eigene Gefühlswelt – zwölf Piano-Stücke zwischen Eleganz, Schmerz und zeitloser Schönheit.

Rick Wakeman war nie ein Mann der halben Töne. Schon in seinen YES-Tagen schien er mehr Finger als Tasten zu besitzen. Doch mit Melancholia zeigt der 76-jährige Tastenmagier, dass Virtuosität nicht immer bedeutet, schneller zu spielen – manchmal genügt ein einziger, stiller Akkord, um die Welt anzuhalten.

Das Album schließt eine lose Trilogie ab, die mit Piano Portraits (2017) begann und mit Piano Odyssey (2018) fortgeführt wurde. Doch wo jene Werke noch von bekannten Melodien und großen Gesten lebten, geht Melancholia einen Schritt weiter nach innen. Wakeman öffnet hier kein Klangportal, sondern ein Tagebuch – und jede Note klingt, als sei sie direkt aus dem Herzen geflossen.

Produziert wurde das Werk in Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Weggefährten Erik Jordan im Granary Studio in Norfolk. Eingespielt auf einem Steinway Model D, ist der Sound pur, tief atmend und von einer Resonanz, die fast körperlich spürbar wird. Keine Synths, keine Bombast-Arrangements, nur Klavier – und das genügt völlig.

Tracks wie Alone, Garo oder Sea of Tranquility wirken wie stille Meditationen über Verlust und Akzeptanz, während The Morning Light und Watching Life kleine Hoffnungsschimmer am Horizont aufblitzen lassen. Wakeman selbst nannte das Album „eine der bedeutendsten Klaviersuiten, die ich je geschrieben habe“ – und man glaubt ihm jedes Wort.

Melancholia ist keine Musik für den schnellen Genuss. Es ist ein Werk, das sich langsam entfaltet – wie ein Sonnenstrahl, der durch Nebel bricht. Wakeman komponiert hier nicht für die Bühne, sondern für den Moment, in dem du allein am Fenster sitzt und dich fragst, warum Schönheit oft so traurig klingt.

Kurzum: Ein berührendes, reifes und meisterhaft gespieltes Album, das zeigt, dass auch Legenden noch wachsen können. Ein Werk, das dich nachhallen lässt – lange nachdem die letzte Note verklungen ist.

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