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Artist: Christopher Clarino

Album: Parlando

Label: Neuma Records

VÖ: 21.03.2025

Mit seinem Debütalbum „Parlando“ macht Christopher Clarino das Schlagzeug zum Erzähler – vibrierend, vieldeutig und oft überraschend poetisch.


Was, wenn ein Schlagzeug mehr wäre als bloß Taktgeber? Was, wenn es sprechen könnte – in feinen Nuancen, kryptischen Gesten, in Körper und Raum? Genau das fragt sich Christopher Clarino auf Parlando, seinem Debütalbum. Der ausgebildete Schlagwerker und Spezialist für American Sign Language bringt seine beiden Welten zusammen und entwickelt daraus eine beeindruckende Klangsprache, die irgendwo zwischen Performancekunst, experimenteller Musik und schamanischer Kommunikation liegt.

Das titelgebende Stück Parlando von Igor Santos steht im Zentrum – und das zu Recht. Hier wird das Vibrafon mithilfe eines Synthesizers in ein Hybridwesen verwandelt: ein „Super-Vibrafon“, das in feinsten Schattierungen spricht, gurrt, flüstert und sich in nie endenden Glissandi verliert. Die Grenze zwischen analogem und digitalem Klang verschwimmt – wie auch die Grenze zwischen Sprache und Musik.

In Meditation, basierend auf Calvinos Das Schloss der gekreuzten Schicksale, treffen wir auf eine faszinierende musikalische Erzählstruktur. Anstelle von Sprache treten hier Klänge, die wie Tarotkarten gelegt werden – zufällig, geheimnisvoll, suggestiv. Anthony Donofrio erschafft damit ein fast 19-minütiges Stück innerer Monologe und kollektiver Stille.

Barbara Monk Feldmans Glockenspiel überrascht dagegen mit einer verspielten, fast schon tänzelnden Leichtigkeit, die aber – typisch für die Schule Feldman – immer auch von Leerräumen und Pausen lebt. Thomas DeLios jeu de timbres fügt diesem Spiel noch eine Prise postserieller Struktur hinzu und klingt dabei wie ein Mini-Konzert für Resonanz und Verfall.

Mit The Narrow Path von Michael Pisaro-Liu schließt das Album in fast meditativer Weise. Die klangliche Umsetzung eines uralten chinesischen Scroll-Gemäldes wird zur akustischen Landschaft: Nebel ziehen auf, verschwinden, lassen Konturen erkennen, nur um sie gleich wieder zu verwischen. Eine poetische Metapher für das Zuhören selbst.

Dass Clarino hier nicht nur trommelt, sondern kommuniziert, ist kein Zufall. Seine langjährige Beschäftigung mit Körpersprache und Gestik fließt hörbar in die Interpretation ein. Jede Note scheint durchdacht, jede Stille bewusst gesetzt. Dabei bleibt Parlando nie verkopft – sondern vielmehr ein eindringliches, einladendes Erlebnis.

Zugegeben: Wer hier Hooks, Beats oder gar Pop-Appeal erwartet, ist falsch. Aber wer bereit ist, sich auf eine Reise jenseits des Vertrauten einzulassen, wird mit einem außergewöhnlich stimmigen Album belohnt – und mit der Erkenntnis, dass Schlaginstrumente mehr können, als Krach zu machen. Sie können reden.

7.5/10
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