Von Katerblues und Freiheit: Marschland wagt den "Catatonic Folk"

  • Artist: Marschland
  • Album: Traurige Trinkerlieder
  • Label: Edgar The Cat
  • VÖ: 31.10.2024

Mit "Traurige Trinkerlieder" liefert Marschland ein melancholisches Album, das zwischen Kneipenromantik und düsterer Selbstreflexion pendelt.


"Traurige Trinkerlieder" ist der erste musikalische Streich von Ernie Fleetenkieker alias Marschland, und allein der Begriff Catatonic Folk könnte dich neugierig machen oder abschrecken – oder beides. Was auf den ersten Blick wie ein ironischer Kneipen-Soundtrack wirkt, entpuppt sich als introspektiver Trip in eine vernebelte Welt zwischen Alkoholepos und existenziellen Abgründen.  

Fleetenkieker, bekannt aus Projekten wie Fäulnis und Krachmucker TV, zieht sich hier radikal auf das Wesentliche zurück. Eine Akustikgitarre, klare Vocals und Texte, die irgendwo zwischen Pathos, Sarkasmus und schonungsloser Ehrlichkeit pendeln – das ist Marschland. Der Geist von Townes van Zandt weht hier definitiv durch die Tracks, aber mit einer gehörigen Portion deutscher Bodenständigkeit und Kneipenmelancholie.  

Die Texte gleichen verschütteten Biergläsern, die zwischen hymnischem Hochgefühl und trübem Katerblues taumeln. Besonders "Der saufende Nihilist" und "Das Totgelage" fangen die Essenz des Albums ein: Geschichten von gescheiterten Existenzen, halb zynisch, halb tragisch, doch immer mit einem Augenzwinkern. Musikalisch bleibt es minimalistisch, was die Atmosphäre nur verstärkt. Man fühlt sich beinahe wie in einer versifften Eckkneipe, in der die einzigen Gäste der Wirt und deine eigenen Dämonen sind.  

Was "Traurige Trinkerlieder" besonders macht, ist die kompromisslose Authentizität. Hier gibt es keinen falschen Glamour, keine überproduzierten Melodien. Alles klingt rau und ehrlich, fast schon unangenehm ehrlich. Allerdings hat genau diese Rohheit auch ihre Grenzen: Nach knapp 17 Minuten wünscht man sich vielleicht doch etwas mehr Abwechslung, mehr Dynamik – oder einfach ein weiteres Bier.  

Produktionstechnisch überzeugt das Album durch die gekonnte Arbeit von Patrick Urban und Markus Stock, die den rauen Charme von Marschland perfekt in Szene setzen. Die spärlichen Arrangements klingen direkt und ungeschönt, ohne jedoch ins Banale abzurutschen. 

Wer auf morbiden Humor und melancholischen Folk steht, wird hier durchaus fündig – auch wenn "Traurige Trinkerlieder" keine Platte ist, die man in Dauerschleife hören wird. Aber genau das scheint auch nicht das Ziel zu sein. Es ist eine Momentaufnahme, ein musikalisches Tagebuch, das ebenso ehrlich wie unbequem ist.  

Zum Schluss bleibt die Frage: Ist Marschland der deutsche Townes van Zandt? Nein. Marschland ist Marschland. Und das ist auch gut so.  

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Tourdaten:  

Aktuell sind keine Tourdaten bekannt, aber behalte Edgar The Cat und Marschland für mögliche Updates im Auge.  

7/10
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