Mit Energie setzen Einseinseins neue Maßstäbe zwischen Krautrock, Synthie-Pop und Avantgarde – ein Highspeed-Album voller Wucht und Haltung.

Wenn ein Album schon Energie heißt, dann sollte es besser nicht lahmen – und genau das passiert hier auch nicht. Das Trio Einseinseins aus Berlin und Würzburg wirft uns mit seinem dritten Werk mitten hinein in eine wilde Mischung aus Krautrock, elektronischen Experimenten und Rock-Attitüde, die von der ersten Sekunde an zündet. Die Platte lebt von diesem spannungsgeladenen Hin und Her zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Struktur und Improvisation.

Man hört sofort, dass hier Musiker am Werk sind, die sowohl ihre Hausaufgaben bei Kraftwerk, Can, Neu! und Hawkwind gemacht haben als auch keine Angst davor haben, das Ganze mit modernen Referenzen, Punk-Energie und Jazz-Fragmenten aufzuladen. Das Ergebnis ist ein Album, das gleichzeitig retro und futuristisch klingt – als hätten Trans Am, Stereolab und Black Flag beschlossen, in einem Labor für Hochspannungssounds zu experimentieren.

Inhaltlich bleibt Energie dabei nicht nur Soundkulisse, sondern bezieht klare Position. Politische Ansagen wie in „Die Grenzen Deines Landes sind die Grenzen Deines Verstands“ zeigen, dass Haltung und Groove hier Hand in Hand gehen. Dazu gesellen sich augenzwinkernde, fast hymnische Songs wie „Fahrrad Fahren“, die mit ihrer Mischung aus Minimalismus und ironischer Utopie ganz nebenbei das Zeug zum Indie-Hit haben.

Was Energie so stark macht, ist die Konsequenz, mit der Einseinseins ihr Konzept durchziehen: Statt Genregrenzen zu akzeptieren, zerlegen sie sie. Statt auf sichere Formeln zu setzen, lassen sie Gitarren gegen Synths und Vocoder antreten – und am Ende gibt es keinen Sieger, sondern nur ein überbordendes Ganzes. Selbst die scheinbar kleinen Gesten, wie die Referenzen an Postpunk- und Indie-Bands der 90er, wirken nie anbiedernd, sondern sind klug verwoben in den Gesamtsound.

Das Resultat ist ein Album, das den Spagat schafft zwischen intellektueller Anspruchshaltung und purer Spielfreude. Wer hier nach einem nostalgischen Krautrock-Revival sucht, wird enttäuscht – denn Energie ist alles andere als bloße Rückschau. Es ist ein Statement für das Hier und Jetzt, für die Lust am Experiment, für das Brennen an den Rändern des Systems.

Kurz gesagt: Einseinseins haben den Stecker in die Zukunft gesteckt und liefern mit Energie eine Platte, die mit 9/10 Punkten glänzt. Hier fließt nicht nur Strom – hier brennt die Leitung.

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