- Artist: Various Artists
- Album: WOLF BIERMANN RE:IMAGINED - Lieder für jetzt!
- Label: Clouds Hill
- VÖ: 15.11.2024
Junge Künstler*innen wagen sich an Wolf Biermanns Werk und erwecken seine radikalen Lieder zu neuem Leben – kraftvoll und zeitgemäß.
Mit dem Album "Wolf Biermann RE:IMAGINED - Lieder für jetzt!" wird die Musik des legendären Liedermachers Wolf Biermann in eine neue Zeit katapultiert. Clouds Hill, das Hamburger Label, das die Rechte an Biermanns Werk erworben hat, geht hier ein mutiges Experiment ein. Unter der Leitung von Johann Scheerer ist eine Sammlung von Neuinterpretationen entstanden, die Biermanns kritischen Geist frisch und aktuell erklingen lassen – ohne den Respekt vor dem Original zu verlieren.
Es ist eine Hommage und doch mehr als das. Die 22 verschiedenen Künstler*innen, darunter prominente Namen wie Wolfgang Niedecken, Annett Louisan und Alligatoah, tauchen tief in Biermanns Werk ein und machen seine Lieder zu ihren eigenen. Die Vielfalt der Stimmen – von Hip-Hop über Chanson bis Indie-Pop – verleiht dem Album eine Spannbreite, die zeigt, wie vielschichtig und zeitlos Biermanns Texte sind. Die Songs, die durch seine einzigartige Sprachkunst immer auch ein Stück Geschichte erzählen, offenbaren in den Neuinterpretationen ihre universelle Kraft.
Ein Höhepunkt ist die Interpretation von "Der Hugenottenfriedhof" durch Alligatoah, der Biermanns textliche Brillanz in ein gewitztes Rap-Format überträgt. Ebenso beeindruckend ist Meret Beckers betörende Version von "Stillepenn Schlufflied", die eine fast magische Ruhe ausstrahlt. Die Interpretationen sind keinesfalls eine simple Kopie, sondern transformieren die Originale in die heutige Zeit und setzen sich mit den aktuellen Themen auseinander. Besonders eindrücklich wird das bei Balbinas Version von "Soldat, Soldat", ein kraftvoller Antikriegssong, der die Dringlichkeit einer friedlichen Welt in den Vordergrund rückt.
Auch die Beteiligung von Künstlern wie Das Bierbeben, die dem Album eine experimentellere Note verleihen, zeigt die Offenheit des Projekts für alternative Klänge. Die Frage, wie sich ein scharfzüngiger Kritiker wie Biermann in den Händen einer jüngeren Generation anhört, wird hier mit Bravour beantwortet. Das Album überträgt Biermanns politische und soziale Kritik in eine heutige Sprache, ohne ihre Dringlichkeit und ihren kämpferischen Charakter zu verlieren. Die Musik bleibt dabei, ganz wie Biermann selbst, ein Mittel zur Ermutigung und zum Protest.
Begleitend zum Album findet am 13. November 2024 im Thalia Theater in Hamburg das Konzert "Zeiten verbinden: Ein Konzert für und mit Wolf Biermann" statt. Dort werden zahlreiche Künstler"innen auftreten, darunter Torch, Moritz Krämer und Lina Maly, die ihre Versionen live performen und Biermanns Stimme gemeinsam hochleben lassen. Es wird ein Abend, der Biermanns einzigartiges Werk und seine politische Haltung in den Mittelpunkt stellt – getragen von einer jungen Generation, die auf ihre Weise weitermacht, wo Biermann angefangen hat.
Insgesamt liefert das Album ein erfrischendes und inspirierendes musikalisches Erlebnis, das Biermanns Werk zu neuer Strahlkraft verhilft. Eine unvollkommene, aber durchaus gelungene Huldigung, die mit 7/10 Punkten einen wichtigen Beitrag leistet, um seine Botschaft lebendig zu halten.
Tracklist:
- Moritz Krämer - Fallen die Blätter der Rose
- Mola - Enfant perdu
- Haiyti - Am Alex an der Weltzeituhr
- Jan Plewka & Die Schwarz-Rote Heilsarmee - Das kann doch nicht alles gewesen sein
- Alligatoah - Der Hugenottenfriedhof
- Balbina - Soldat, Soldat
- Romano - Kunststück
- Das Bierbeben - Vorfrühling
- Peter Licht - Und wir hatten keine Höhle
- Lina Maly - Das Barlach-Lied
- Ina Müller - Bin mager nun und fühle mich
- Albrecht Schrader & Charlotte Brandi - Pardon
- VAN HOLZEN - Wann ist denn endlich Frieden
- OK KID - Warte nicht auf beßre Zeiten
- Betterov - Lied vom donnernden Leben
- Bonaparte - Ermutigung
- Katharina Franck & Paul Eisenach - Ballade vom preußischen Ikarus
- Maxim - Bilanzballade im dreißigsten Jahr
- Torch - Von den Menschen
- Annett Louisan - So soll es sein - so wird es sein
- Wolfgang Niedecken - Und als wir ans Ufer kamen
- Meret Becker - Stillepenn Schlufflied
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