Mit „Vitamine“ destillieren Exdirectory das Herz ihrer Live-Jams – roh, hypnotisch und voller spontan gezündeter Klangraketen.

Wer glaubt, Psychedelic Rock sei ein angestaubtes Relikt aus den seligen Zeiten von Lava-Lampen und Räucherstäbchen, dem werfen Exdirectory eine knackige EP wie ein nasses Handtuch ins Gesicht. „Vitamine“ heißt das Teil, erscheint am 23. Mai 2025 und liefert exakt das, was der Titel verspricht: frische Energie in drei groovenden Dosen.

Die fünf Kölner haben sich seit ihrer Gründung 2017 in der NRW-Undergroundszene den Ruf einer exzellenten Liveband erspielt – was nicht zuletzt an ihren ausgedehnten Jams liegt. Diese werden nun zum ersten Mal in Albumform konserviert. Kein Overdub, kein Schnickschnack, keine Sicherungsleine: Drei Tracks, 18 Minuten, alles live im Stage House in Lohr am Main eingespielt.

Dabei entpuppt sich „Vitamine“ als ein Dreiklang aus rauer Direktheit, spaciger Atmosphäre und spielerischer Experimentierfreude. Mal umkreist der Sound hypnotisch den eigenen Mittelpunkt, mal bricht er eruptiv aus dem Nichts hervor. Die beiden Gitarristen Matthias Grimm und Nils Mauermann bauen fuzzgetränkte Wände, nur um sie im nächsten Moment mit schneidenden Soli einzureißen. Jonas Hegners Orgel- und E-Piano-Parts streuen trippige Farben in den Mix, während Philip Brand und Christopher Hermanns mit Bass und Schlagzeug das rhythmische Rückgrat zwischen Groove und freiem Fall zementieren.

Die Nummern heißen schlicht „A“, „C“ und „E“ – vermutlich eine Hommage an die Tonarten oder einfach ein ironischer Kommentar zur Songtitel-Obsession anderer Bands. Inhaltlich wird auf große Statements verzichtet, hier zählt der Moment. Dass dabei trotzdem Struktur, Dynamik und Spannung entstehen, zeigt die Klasse von Exdirectory als Jam-Band.

Wer auf Motorpsycho, Causa Sui oder Coogans Bluff steht, wird hier mit offenen Armen empfangen. Doch Exdirectory kopieren nicht – sie destillieren ihren ganz eigenen Vintage-Trip mit Kölner Note. Dabei bewegen sie sich immer in diesem wunderbar verschwommenen Grenzgebiet zwischen Kontrolle und Kontrollverlust, zwischen Songstruktur und freiem Flug.

Fazit: „Vitamine“ ist kein Album für die Skip-Taste, sondern für die Repeat-Schleife. Kein Pflichtstoff, sondern ein Freudenfest für offene Ohren.

#amplified #musikmagazin #musicmagazine #news #reviews #exdirectory #vitamine #psychedelicrock #stonerrock #jamrock #germanunderground #neopsychedelia #liverecording #progrock