
Artist: Lars Fredrik Frøislie
Album: Gamle Mester
Label: Karisma Records
VÖ: 09.05.2025
Progressiver Pinselstrich – Frøislie lässt alte Meister neu aufleben
Lars Fredrik Frøislie verwebt auf „Gamle Mester“ progressive Rockkunst mit Mythen, Malerei und barockem Bombast – und das ziemlich meisterhaft.

Manche Musiker wollen die Zukunft, Lars Fredrik Frøislie will die Vergangenheit – und das auf die denkbar kunstvollste Weise. Auf Gamle Mester, seinem zweiten Soloalbum, lädt der norwegische Keyboard-Magier zur stilvollen Zeitreise ein: Hier treffen barocke Cembalo-Fanfaren auf analoge Synth-Galaxien, alte Mythen auf progressive Rock-Epen, und die Gemälde großer Meister werden kurzerhand in Töne verwandelt.
Die Grundidee: Frøislie ehrt die Kunstformen vergangener Jahrhunderte und überträgt deren Geist in die Gegenwart – mit einem Hang zum opulenten Drama, aber nie ohne Finesse. Das titelgebende Motiv, die Jahrhunderte alte Eiche „Den Gamle Mester“, ist dabei mehr als nur Namensgeber: Sie wird zur klanglichen Metapher für Weisheit, Durchhaltevermögen und die Zeit selbst – drei Dinge, die auch das Album in seinen epischen Kompositionen spürbar durchziehen.
Mit Tracks wie Jakten på det Kalydonske Villsvin oder Medusas Flåte erzählt Frøislie musikalische Geschichten, bei denen selbst Joseph Campbell neidisch den Synth aufdrehen würde. Ob er nun Artemis’ zorniges Wildschwein oder Géricaults todgeweihte Schiffbrüchige vertont – die Musik bleibt bildgewaltig, detailverliebt und dabei nie beliebig. Der Titeltrack vereint sakrale Chorpassagen mit eleganter Tastenarbeit, während das abschließende De tre gratier in zwölf Minuten alles auffährt, was Prog-Herzen höherschlagen lässt: Dynamik, Virtuosität, Klangfarbenreichtum – und einen Basslauf, der glatt den Olymp erschüttern könnte.
Klar, das hier ist keine leichte Kost für den Sonntagsbrunch. Aber wer sich auf die Mischung aus mythologischen Tiefen, kunsthistorischen Referenzen und instrumentaler Extraklasse einlässt, wird belohnt – mit einem Werk, das ebenso herausfordert wie begeistert.
Bewertung: 8 von 10 – ein Album wie ein barockes Fresko: vielschichtig, monumental und ziemlich einzigartig.
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