Turtle Skull setzen mit „Being Here“ auf Bauchgefühl statt Perfektion – und landen ein sattes, sphärisch-wuchtiges Neo-Psych-Statement.

Turtle Skull sind zurück – und das mit einem Album, das so klingt, als wäre es direkt aus einem brodelnden Lavastrom kosmischer Energie gepresst worden. „Being Here“ ist nicht nur ein Titel, sondern eine Haltung: präsent, ungefiltert, lebendig. Und genau das macht die Platte so überzeugend.

Wer hier klinische Studio-Feinjustierung sucht, wird enttäuscht. Stattdessen: Live-Tracking ohne Netz und doppelten Boden, keine Klickspur, keine überbordende Postproduktion. Das Ergebnis ist ein Sound, der nicht nur roh, sondern auch verdammt echt wirkt. Die Tracks atmen, schwitzen, taumeln – und das macht sie so menschlich.

Neu im Line-Up: Ally Gradon an den Synths, die der Band nicht nur ein neues Klangspektrum spendieren, sondern die rohe Energie in einen atmosphärischen Sog verwandeln. Mal brodelnd, mal flirrend, aber immer mit einem Ziel: dich reinzuziehen.

Musikalisch bewegt sich „Being Here“ zwischen hymnischem Psych-Rock und einem Indie-Pop-Gespür, das an The Flaming Lips, Spiritualized oder Black Moth Super Rainbow erinnert – aber ohne sich je anzubiedern. Der Bass hämmert, die Drums treiben, die Gitarren explodieren in flächigen Riffs. Und trotzdem bleibt immer Platz für Melodien, für Nachdenklichkeit, für den Moment.

Lyrisch geht’s zur Sache: Social-Media-Überdruss, Zeitdruck, persönliche Befreiungsschläge – alles wird thematisiert, aber nie mit erhobenem Zeigefinger. Stattdessen: ein Appell ans Menschsein, ans Hiersein. Zwischen Wut und Weite, zwischen Noise und Schönheit, findet Turtle Skull den Sweet Spot.

Dass das Album fast vollständig live eingespielt wurde, verleiht ihm eine unmittelbare Kraft, die man nicht faken kann. Kein Wunder, dass Turtle Skull als Liveband bereits in Australien Kultstatus genießen. Die Tour zum Albumstart beginnt am 7. März im Bergy Bandroom in Melbourne – und es wird sicher nicht bei diesem Termin bleiben.

„Being Here“ ist ein mutiger, energetischer Schritt nach vorn. Kein glattpoliertes Konzeptalbum, sondern ein vibrierendes Stück Jetztzeit.

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