Kyle Jones – „Dualities“: Saxophonkunst zwischen Klang und Emotion

  • Artist: Kyle Jones
  • Album: Dualities
  • Label: Neuma Records
  • VÖ: 17.01.2025

Kyle Jones' Debüt „Dualities“ entfaltet moderne Kammermusik in voller Bandbreite – virtuos, facettenreich und emotional packend. 


„Dualities“ von Kyle Jones ist kein gewöhnliches Kammermusik-Album, sondern ein echtes Statement moderner Klangkunst. Der Saxophonist beweist eindrucksvoll, dass sein Instrument weitaus mehr kann, als man auf den ersten Ton vermuten würde. Mit einer Bewertung von 8/10 zeigt sich: Dieses Album ist mehr als nur ein gelungenes Debüt.

Schon das Eröffnungsstück, „This Earthly Round (Redux)“ von Miriama Young, nimmt dich mit auf eine eindringliche Reise. Zusammen mit Pianist Timothy Jones verwandelt Kyle Jones den schleichenden Verfall der Natur in eine mikrotönige Klangwelt, die schillernd und zugleich verstörend schön ist.

Mit „Las Dolly Sisters“ von Gabriela Ortiz wird die Bühne zur Tanzfläche – rhythmisch komplex und voller Energie, ein akustisches Feuerwerk, das perfekt auf die Fähigkeiten von Jones und Klarinettist Julian Hernandez abgestimmt ist. Die Dynamik der beiden Musiker bringt das Stück regelrecht zum Leben.

Das sphärisch-motivische Wechselspiel in Rodney Rogers’ „Lessons of the Sky“ zeigt, wie präzise Jones in den Dialog mit dem Klavier eintaucht. Hier wird die Technik zur Kunst, und man spürt, dass hinter jeder Phrase eine klare musikalische Vision steckt.

Ein Highlight ist ohne Frage das Solo-Stück „Tableau IX“ von Tyson Gholston Davis. Hier zeigt Jones, was auf einem Saxophon alles möglich ist: von expressiven Höhenflügen bis zu fast flüsternden Passagen – ein wahres technisches Meisterstück.

Mit „Mambo Ninón“, erneut von Ortiz, wird das Album zu einem Hommage-Festival. Tänzerische Rhythmen wechseln sich mit lyrischen Momenten ab und machen klar, warum Sevilla eine Ikone war. Der Übergang zwischen den Stilen gelingt Jones mühelos, und das Stück klingt fast so lebendig wie eine Aufführung auf der Bühne.

Den emotionalen Abschluss bildet „Walt Whitman in 1989“ von Chris DeBlasio, ein Stück, das die menschliche Tragödie der AIDS-Krise einfängt und dennoch Hoffnung aufleben lässt. Jones' Interpretation ist so intensiv, dass man fast vergisst, dass das Original für Gesang geschrieben wurde – der warme Klang seines Saxophons überträgt jede Nuance der Melancholie.

Mit „Dualities“ schafft es Kyle Jones, nicht nur die technischen Anforderungen der Werke meisterhaft zu erfüllen, sondern auch deren emotionale Tiefe spürbar zu machen. Hier trifft künstlerische Präzision auf musikalische Leidenschaft, und das Ergebnis ist schlichtweg faszinierend.

8/10
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