
Artist: TFNRSH
Album: Book of Circles
Label: self released
VÖ: 17.01.2025
Klanggewitter der Emotionen: TFNRSH mit „Book of Circles“
Mit „Book of Circles“ gehen TFNRSH den nächsten Schritt: roher, wütender, kompromissloser. Instrumentaler Prog-Psych, der die Seele erschüttert – und befreit.

TFNRSH haben sich mit ihrem Debüt „TIEFENRAUSCH“ bereits als ernstzunehmende Kraft im instrumentalen Psychedelic-Prog positioniert. Nun legen sie mit „Book of Circles“ nach – und das mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch. Während der Vorgänger noch melancholisch und hoffnungsvoll daherkam, setzt das Trio aus Tübingen diesmal auf rohe Intensität und emotionale Unruhe. Doch statt in zielloser Aggression zu versinken, verwandeln TFNRSH ihre Wut in dynamische Klanglandschaften, die zwischen hypnotischer Trance und eruptiver Katharsis oszillieren.
Schon der Opener „Zemestån“ macht unmissverständlich klar, worum es hier geht. Thematisch an die Proteste im Iran nach dem Tod von Mahsa Amini anknüpfend, entwickelt sich das Stück zu einer beklemmenden Klangcollage, die sich wie ein nie enden wollender Winter über den Hörer legt. Kühle Gitarrenflächen und brodelnde Rhythmen schieben sich unaufhörlich vorwärts, als wolle die Musik selbst gegen die Unterdrückung ankämpfen.
Mit „WRZL“ und „Zorn“ erreicht das Album seine emotionale Kernschmelze. Während „WRZL“ noch fragile harmonische Momente durchscheinen lässt, steigert sich „Zorn“ in eine fast kathartische Ekstase. Erstmals setzt die Band hier gesprochene Vocals ein – ein unerwarteter, aber wirkungsvoller Kniff, der die fiebrige Intensität noch weiter steigert. Es ist dieser subtile Einsatz von Elementen außerhalb ihres bisherigen Sounds, der TFNRSH nicht nur spannend, sondern auch unberechenbar macht.
Mit „Ammoglÿd“ findet das Album schließlich zu einer Art versöhnlicher Reflexion. Die Härte bleibt, aber sie wird kanalisiert, geordnet – beinahe so, als würde die Musik aufzeigen, dass selbst der heftigste Sturm irgendwann einer neuen Klarheit weicht.
Produktionstechnisch bleibt alles auf höchstem Niveau: Fabe Schallers Mix und Mastering verleihen der Platte eine druckvolle Transparenz, die es ermöglicht, sich in den dichten Arrangements zu verlieren, ohne den Überblick zu verlieren. Das Artwork von BWTCHD GRFX fängt die Stimmung des Albums visuell perfekt ein – düster, kreisend, hypnotisch.
„Book of Circles“ ist kein Album für nebenbei. Es fordert, es wühlt auf, es lässt einen nicht los. TFNRSH haben es geschafft, ihre Musik auf das nächste Level zu heben, ohne sich dabei zu wiederholen. Wer sich auf dieses klangliche Wutmanifest einlässt, wird belohnt – mit einer Achterbahnfahrt durch die dunklen, aber auch befreienden Abgründe der Emotionen.
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