Mit „Heretics I“ melden sich Kavrila roh, spontan und kompromisslos zurück – ein analoges Donnerwetter in nur einem Take.

Kavrila haben keinen Bock auf Konventionen – und das merkt man jeder Sekunde ihrer neuen EP „Heretics I“ an. Die Doom-Punk-Walze wirkt wie direkt aus einem wütenden Albtraum geholt: roh, laut, dreckig und so ungeschliffen, dass man sich an ihr schneiden kann. Dabei ist das hier nicht bloß Studio-Mucke, sondern ein Experiment am Limit – aufgenommen auf einem alten Tascam 4-Spur-Tape, komplett ohne vorherige Songstrukturen, alles live, alles first take. Mehr Punk geht nicht.

In gerade mal 17 Minuten fegt die Band durch ein Set, das sich anfühlt wie ein Kellerkonzert bei Stromausfall – nur, dass du dir sicher bist, dass die Dunkelheit hier nicht wieder weicht. Der Mix aus analogen Lo-Fi-Spuren und digital zugelieferten Gitarren klingt, als hätte jemand Cerberus ein Mikrofon hingehalten. Besonders stark: die rohe Energie von Ralph am Bass, der sein Recording-Debüt gleich mit improvisierten Lines hinlegt, und Alex’ ungehörte, aber gnadenlos herausgeschriene Vocals – alles ohne Sicherheitsnetz. 

„Heretics I“ ist der erste Teil einer geplanten EP-Trilogie und dient gleichzeitig als kreative Verschnaufpause vorm dritten Album. Dass so ein Nebenprojekt dermaßen konsequent und kompromisslos durchgezogen wird, spricht für die Haltung der Band: kein Schielen auf Radiotauglichkeit, kein Polieren – nur rohe Emotion und DIY-Attitüde. Klar, das ist nicht für jede Playlist geeignet, aber genau das macht den Reiz aus.  

Abgerundet wird die Veröffentlichung durch einen Bonus-Track aus der „Mor“-Session, der auf Vinyl und Kassette enthalten ist – übrigens auch das physische Release: streng limitiert, liebevoll produziert, schnell vergriffen. Glücklich, wer eine der ersten 50 Tapes ergattern konnte.

Fazit: „Heretics I“ ist ein düsteres, intensives Statement voller Mut zum Kontrollverlust. Nicht perfekt – aber genau das macht es stark. 

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