Auf „Electric Wizard“ schmeißen The Velvet den 70er-Rock in den Zauberkessel und brauen daraus eine EP voller Energie, Pathos und Orgel-Power.

The Velvet sind nicht einfach nur eine weitere Retro-Rock-Band mit Hang zu Riffs und Röhrenjeans. Nein, die Luxemburger liefern mit ihrer neuen EP Electric Wizard eine Hommage an die 70er – inklusive treibender Gitarren, röhrender Orgeln und jeder Menge elektrisierender Momente. Das klingt nach Deep Purple, riecht nach Mottenkugeln im Proberaum von Iron Maiden und fühlt sich dennoch ziemlich frisch an.

Schon der Opener macht klar: Hier wird nicht gekleckert, sondern gerockt. Die Band packt alle ihre Stärken in die Songs – allen voran Sänger und Keyboarder Mario Percinic, dessen Spiel zwischen Hard-Rock-Ekstase und souliger Blues-Tiefe pendelt. Dass Percinic blind ist, merkt man in der Musik allenfalls daran, dass er sich offenbar nicht von Klischees leiten lässt – sondern kompromisslos seinen Weg geht.

Auch Gitarrist Yacke zeigt, was eine Hard-Rock-Axt ist. Seine Riffs sind kantig, direkt und oft so oldschool, dass man fast glaubt, die Nadel kratzt gleich über Vinyl. Gerade in der Vorabsingle „When the Smoke Clears“ kommt das Zusammenspiel zwischen Orgel und Gitarre besonders gut zur Geltung – ein Sound, der gleichermaßen nostalgisch wie energetisch wirkt. Inhaltlich geht’s um persönliche Transformation – das klingt im Bandkontext fast wie ein Statement zur eigenen musikalischen Entwicklung.

Mit sechs Tracks (inklusive einem sehr kurzen Interlude) bleibt die EP angenehm kompakt und verliert nie den Fokus. Besonders das epische „Endless“ bringt atmosphärische Tiefe ins Spiel, während „Rock“ den Titel hält, was er verspricht: Geradeaus, roh, kraftvoll.

Electric Wizard ist keine Neuerfindung des Hard Rock, aber eine Liebeserklärung an seine Essenz – inklusive aller Zutaten, die Fans des Genres schätzen. Die Band bringt genug Eigenständigkeit und Charakter mit, um aus der Masse der Retro-Rocker hervorzustechen – nicht zuletzt dank Percinics unverwechselbarem Ausdruck und einer unüberhörbaren Live-Erfahrung, die in jedem Ton mitschwingt.

Fazit: Wer auf ehrlichen, orgelgetriebenen Hard Rock steht, bekommt hier ein solides Stück Handwerk geliefert – mit ordentlich Druck auf den Boxen und einem klaren Ziel: Die Bühne.

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