Virtuos, atmosphärisch, unerwartet: Gleb Kolyadin zeigt auf „Mobula“, wie Progressive Rock ohne Gitarren funktioniert – mit Piano, Folk-Elementen und Sci-Fi-Vibes. 

Gleb Kolyadin, der Tastenmagier von Iamthemorning, hebt mit Mobula zu neuen Klanggalaxien ab. Wer dachte, Progressive Rock sei ohne Gitarren ein Widerspruch, wird hier eines Besseren belehrt. Kolyadin nutzt sein Klavier nicht nur als Melodieinstrument, sondern als erzählerisches Vehikel, das durch neoklassische, elektronische und folkige Klangwelten navigiert.  

In 14 kompakten Stücken entfaltet sich ein akustisches Sci-Fi-Abenteuer, inspiriert von Kolyadins eigener Sammlung unveröffentlichter Musikskizzen (poloniumcubes). Statt ausufernder Frickelei setzt er auf eine narrative Herangehensweise: Jedes Stück erzählt eine Geschichte, mal pulsierend treibend, mal sphärisch schwebend. Besonders „Glimmer“, die erste Single, zeigt mit ihren kosmischen Schattierungen und folkigen Anklängen eine neue Facette des Künstlers.  

Einen wesentlichen Anteil am organischen Sound hat nicht nur die akribische Produktion von Vlad Avy, sondern auch das über 100 Jahre alte Broadwood-Klavier, das Kolyadin hier zum Leben erweckt. Dazu gesellt sich Evan Carson, dessen perkussive Expertise den Tracks eine rhythmische Tiefe verleiht, die sich zwischen folkiger Erdigkeit und elektronischer Weite bewegt.  

Visuell ergänzt Natalia Ryss das Erlebnis mit einem handgefertigten Animationsvideo zu „Glimmer“, das wie die Musik selbst zwischen Realität und Imagination oszilliert. So ist Mobula mehr als nur ein Album – es ist ein cineastischer Soundtrip, der Vergangenheit, Zukunft und Fantasie in sich vereint.  

Obwohl Kolyadin hier die Progressivität nicht in endlosen Soli auslebt, sondern in erzählerischer Verdichtung, könnten Hörer, die auf ausgedehnte Jam-Exzesse hoffen, etwas zu kurz kommen. Doch genau das macht Mobula so spannend: Es ist eine Reise, die mit Präzision und Intuition navigiert, ohne sich in der Schwerelosigkeit zu verlieren. 

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