Fol Naïs: Ni's Neuester Geniestreich in Experimentellem Noise Metal

  • Artist: Ni
  • Album: Fol Naïs
  • Label: Dur & Doux
  • VÖ: 01.12.2023

Wer bereits mit Ni vertraut ist, wird bei dem Titel ihres dritten Albums sicherlich lächeln. "Fol Naïs", im Altfranzösischen wortwörtlich "verrückt geboren", ist der Name, den Narren und Hofnarren in der Geschichte großer Herrscher tragen. Dieses Symbol der Frechheit könnte für das neueste Werk des unklassifizierbarsten Quartetts aus Rhône-Alpes nicht passender sein. Mit "Fol Naïs" kehren Ni zu schnelleren Tempi zurück, ohne ihre instrumentelle Erneuerung zu vernachlässigen.


Ni bleibt sich treu in der Verwischung von Genregrenzen auf ihrem dritten Album "Fol Naïs". Bekannt für ihren "verrückten und spritzigen" Sound, wagten sie sich auf ihrem vorherigen Werk "Pantophobie" in düsterere, schwerere Gefilde. Die Glocken von "Fol Naïs" läuten die Stunde für ein Comeback schnellerer Tempi, jedoch nicht ohne eine instrumentelle Erneuerung zu betonen.

Das Album präsentiert 10 neue Tracks, auf denen Ni mehr denn je Freude daran hat, die Linien zu verwischen und ihr Publikum zu verwirren. Gitarristen Anthony Béard und François Mignot nutzen neue Pedale, getrieben von einem Verlangen nach synthesizerartigen Klängen und vertiefen ihre Alchemie mit der anarchischen Rhythmussektion von Benoit Lecomte (Bass) und Nicolas Bernollin (Schlagzeug).

Von "Zerkon", chaotisch und jovial zugleich, wissen wir, dass sich die Ohren, an die sich Ni wendet, vorzugsweise an erfahrene Hörer richten. Die Spannung ist spürbar auf den folgenden Tracks, die Hybride aus Don Caballero und Meshuggah ("Chicot", "Dagonet") präsentieren, wenn sie nicht mit dem Breakcore von Igorrr ("Brusquet") oder der puren Wut von Botch ("Rigoletto") besprenkelt sind. Glücklicherweise schafft es Ni, relative Atempausen einzubauen ("Berdic", das Triptychon "Triboulet"), die in dem langsamen, ambienten "Cathelot" kulminieren, mit seiner Drehleier, die eine gewisse Erhabenheit vermittelt.

Pirouetten und Nasenrümpfen vor musikalischer Konvention folgen aufeinander, was nur zur Bedeutung jedes Tracks auf diesem neuen Album beiträgt, die alle nach realen Narren benannt sind. Ni bleibt stets komplex, dissonant und zerzaust, aber ihre formidable Erfindungsgabe und unerwartete Tanzbarkeit machen sie zu einem Leuchtturm in der französischen Musikszene. Mit "Fol Naïs" setzen Ni einen weiteren Schritt in ihrer Suche nach dem Heiligen Gral, und das mit so viel Schalk wie Zorn. Demonstration am 1. Dezember 2023!

8/10


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