Die Grenzen von Klassik, Jazz, Metal und freier Improvisation verschwimmen auf 'Late Night Banter', dem neuen Album von Aaron Jay Myers. Boston's Top-Musiker entführen uns in Myers vielseitige und klangvolle Welt.

Mit "Late Night Banter" bewegt sich Aaron Jay Myers mutig zwischen musikalischen Welten und schafft ein Album, das wie eine nächtliche Unterhaltung wirkt – mal tiefgründig, mal explosiv. Die Eröffnung mit "Save One Life, You Save The World Entire", interpretiert vom NorthStar Duo, zeigt Myers' typische Wechsel zwischen nachdenklichen Harmonien und explosiver Rhythmuskomplexität. Doch dieses Album ist keine höfliche Tischgesellschaft – die Intensität erreicht ihren Höhepunkt.

Ein witziger Seitenblick auf "Star Trek" und der Track "You Get On My Nerves, And I Don’t Like Your Hat" bieten eine willkommene Atempause vom treibenden Rhythmus. Vier Solostimmen meistern mühelos Myers' harmonische Vielfalt, die trotz ihrer Freiheit stets harmonisch klingt.

Mit "Lichens III" tritt Myers in den emotionalen Kern des Albums ein. Sopranistin Stephanie Lamprea navigiert mühelos zwischen lyrischer Flüssigkeit und rhythmischer Komplexität, zwischen traditionellem Gesang und gutturalen Klängen. Die Vielfalt der Klangfarben steht hier im Vordergrund.

Das Finale "Perception Stains Reality" überrascht mit elektrischen Gitarren und zeigt, dass Myers' Musik trotz aller Genre-Vielfalt eine komplexe, zusammenhängende Stimme besitzt. Die Fusion aus Vielfalt und Zusammenhang spiegelt seine musikalische Vision wider.

In "Late Night Banter" verwebt Myers nicht nur Stile, sondern auch seine Persönlichkeit. Als Komponist, Gitarrist und Lehrer bringt er reiche Erfahrung ein, die in jeder Note hörbar ist. Das Album ist ein Abenteuer, das man gerne wiederholt, auch wenn es vielleicht nicht jede Ecke der musikalischen Landschaft perfekt ausleuchtet. Mit 7/10 bewerte ich dieses Album als eine lohnenswerte Reise in die Nacht.