Mit Desires erschaffen Electric Litany ein Klanguniversum zwischen Post-Rock, Synthpop und Elektronik – atmosphärisch, hypnotisch und herrlich entrückt.

Fünfzehn Jahre Bandgeschichte, vier gefeierte Alben und nun Desires – Electric Litany beweisen erneut, dass sie nicht in Schubladen passen. Wo andere Gruppen auf altbewährte Formeln setzen, wagt das London-Athen-Kollektiv einen künstlerischen Spagat zwischen Emotion und Experiment. Herausgekommen ist ein Album, das klingt, als hätten Radiohead, M83 und Sigur Rós gemeinsam einen dunklen Clubabend in Athen vertont.

Schon beim ersten Hören zeigt sich: Desires ist kein glattproduziertes Chartprodukt, sondern ein organischer Hybrid aus Klangschichten, Gefühlen und Konzepten. Produzent George Botis und Mastermind Alexandros Miaris haben in den Fish Factory Studios in London einen Sound geschaffen, der zwischen digitaler Perfektion und analogem Herzschlag oszilliert. Synthflächen wabern, Gitarren schimmern, das Schlagzeug von Richard Simic treibt hypnotisch voran, während Miaris’ Stimme irgendwo zwischen Trancezustand und Beichte schwebt.

Die Band fragt, ob Realität überhaupt noch relevant ist, wenn alles ohnehin inszeniert wirkt – und übersetzt diese Frage in Töne, die mal entrückt, mal greifbar wirken. Songs wie Reciprocate oder Itor sprengen bewusst den Rahmen, übersteuern, brechen und fließen dann doch wieder in harmonische Bahnen zurück. Dazwischen finden sich stille Momente wie Prism, in denen die Band alles auf das Wesentliche reduziert – und damit mehr sagt als so mancher Text.

Electric Litany spielen nicht bloß Musik, sie inszenieren Stimmungen. Desires ist das Ergebnis unzähliger Live-Improvisationen, Rohfassungen und spontaner Ideen, die am Ende zu einem erstaunlich kohärenten Werk verschmelzen. Die Mischung aus Shoegaze-Gitarren, spacigen Synths und einer fast spirituellen Melancholie wirkt wie ein Soundtrack für eine Welt, die nicht mehr weiß, was real ist.

Wer sich auf Desires einlässt, findet kein einfaches Album, sondern ein audiovisuelles Erlebnis – ein Rätsel aus Klang und Gefühl, das mehr Fragen stellt, als es beantwortet. Und genau darin liegt seine Stärke. Electric Litany zeigen sich auf dem Höhepunkt ihrer künstlerischen Reife – kompromisslos, eigenwillig und mit einem feinen Gespür für das, was zwischen den Tönen passiert.

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