
Artist: Bennie Maupin
Album: The Jewel In The Lotus
Label: ECM Records / Universal Music
VÖ: 16.05.2025
Ein leuchtender Schatz aus der Tiefe des Jazz: Bennie Maupin - The Jewel In The Lotus
Bennie Maupins Debüt von 1974 funkelt in der ECM-Neuauflage wie nie zuvor – ein Jazz-Juwel, das endlich den verdienten Glanz erhält.

Es gibt Alben, die über Jahrzehnte hinweg wie gut gehütete Geheimnisse durchs kollektive Musikgedächtnis treiben – bis jemand endlich das Licht anschaltet. The Jewel In The Lotus, das 1974 erschienene Debütalbum von Bennie Maupin, ist so ein Fall. ECM hat mit der Neuauflage in seiner Luminessence-Serie genau das getan: den Scheinwerfer auf ein Werk gerichtet, das schon damals seiner Zeit voraus war – und heute aktueller klingt denn je.
Maupin, der sonst im Schatten klanggewaltiger Größen wie Miles Davis und Herbie Hancock mitwirkte, zeigt sich hier als feinsinniger Klangarchitekt. Statt sich ins Rampenlicht zu spielen, setzt er auf subtile Töne, kollektives Atmen und eine musikalische Kommunikation, die mehr nach innen als nach außen zielt. Das ist keine egozentrische Solisten-Show – das ist kontemplativer Gruppen-Jazz auf höchstem Niveau.
Die Klangqualität der Neuauflage ist – ganz ECM-typisch – glasklar. Jeder Ton hat Platz zum Atmen, jede Nuance darf glänzen. Der Sound wirkt wie in Bernstein gegossen: warm, klar, berührbar. Und das Ensemble – darunter vertraute Namen aus dem Mwandishi- und Hancock-Kosmos – agiert so geschlossen, als wären sie ein einziger denkender Organismus.
Wer hier Groove-Feuerwerke erwartet, wird nicht fündig. The Jewel In The Lotus lebt von seiner meditativen Kraft, von luftigen Texturen und klanglichen Lichtbrechungen. Maupin vereint Spiritual Jazz mit einer fast kammermusikalischen Feinheit. Besonders Stücke wie „Past + Present = Future“ oder das Titelstück entfalten mit jedem Hören eine neue Tiefe – ein musikalischer Palimpsest, der sich Schicht für Schicht offenbart.
Dass ECM nun ein Gatefold samt neuen Liner Notes liefert, ist mehr als nur ein hübsches Extra – es ist eine längst überfällige Verbeugung vor einem der leisesten und zugleich wirkungsvollsten Alben des Jazzjahrzehnts.
Fazit:
The Jewel In The Lotus ist kein nostalgischer Rückblick, sondern ein Beweis dafür, wie zeitlos Avantgarde klingen kann, wenn sie von echter Vision getragen wird. 9 von 10 – für ein Album, das seine Zurückhaltung in pure Größe verwandelt.
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