Ohne Bass, aber mit Wucht: TRAINER zerlegen auf Oh, Mandy! die Konventionen des Noise Rock in ihre Einzelteile – und setzen sie neu zusammen.

Wer braucht schon einen Bass, wenn man zwei Gitarren, ein rücksichtsloses Schlagzeug und eine Stimme zwischen Lässigkeit und Wahnsinn hat? TRAINER jedenfalls nicht. Auf ihrem zweiten Album Oh, Mandy! klingen die Saarbrücker wie eine Abrissbirne mit Geistesblitz. Das ist kein glattgebügelter Noise Rock für Einsteiger, sondern ein scharfkantiges, widerspenstiges Biest – durchzogen von Garage-Dreck, No-Wave-Biss und dem experimentellen Geist des Hardcore.

Der Opener „Powietrze“ setzt den Ton: sperrig, seltsam, seltsam gut. Was folgt, ist ein Ritt durch Frakturen, Störgeräusche, vertrackte Rhythmen und ein Humor, der irgendwo zwischen bitterer Ernsthaftigkeit und dadaistischer Selbstironie pendelt. Es ist schwer, hier klare Linien zu erkennen – und genau das ist die Stärke von Oh, Mandy!: Repetition wird zur Strategie, Dekonstruktion zur Struktur. Gitarren schmirgeln, das Schlagzeug stolpert absichtlich ins Ziel, und die Vocals changieren zwischen gequältem Statement und entnervtem Witz. Das klingt manchmal wie Helmet auf Acid, manchmal wie Idles auf Entzug – und dann wieder völlig anders.

Wer das Debüt Athletic Statics mochte, bekommt hier keine bloße Fortsetzung, sondern eine Weiterentwicklung in die radikalere Richtung. Die Band bleibt sich treu und treibt ihren Sound noch weiter in die Extreme. Ob das immer zugänglich ist? Nein. Aber es ist ehrlich, energetisch und durchdacht chaotisch.

Live dürfte das Ganze noch direkter einschlagen – die nächsten Termine stehen auch schon fest:

• 19.06.25: Lippstadt Güterbahnhof
• 20.06.25: Hamburg Hafenklang
• 21.06.25: Frankfurt Au
• 27.06.25: Trier Stadtfest
• 06.09.25: Berlin Loge

Bewertung: 8/10 – für Mut, Haltung und eine rohe Produktion, die keine Gefangenen macht.

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