Gloomaar Festival 2022 - Neue Gebläsehalle, Neunkirchen - 19.11.2022

  • Artist: Gloomaar Festival 2022
  • Venue: Neue Gebläsehalle, Neunkirchen
  • VÖ: 19.11.2022

Am 19. November war es mal wieder soweit: Das alljährliche Gloomaar Festival hatte wieder geladen und zahlreiche Bands aus den Sparten Post Rock, Post Metal, Sludge und deren Gefilden lockte das mittlerweile internationale Publikum in die Neue Gebläsehalle nach Neunkirchen direkt neben den ehemaligen Hochofen.

Diese Jahr waren mit dabei:

Solkyri (AUS), Neander (D), Psychonaut (B), Slow Crush (B), DVNE (SCO), EF (SWE), We Lost The Sea (AUS), Frayle (USA)

Den Auftakt machten die Australier von Solkyri, die mit ihrem kurzes 35-minütiges Set die Zuschauer gleich vor der Bühne scharten und mit ihren meterhohen Gitarrenwänden und unendlichen Flächen begeisterten.

Mit Neander kamen als zweite Band die einzigen Vertreter aus Deutschland auf die Bühne. Leider musste der dritte Gitarrist wegen Krankheit den Gig absagen, was die verbliebenen Mitglieder scheinbar nur anspornte, dem Publikum mit ihrem atmosphärisch dichten Doom Post Rock einzuheizen, die das auch mehr als nur wohlwollend goutierten. Mit einer Akustikklampfen-Einheit ging dann auch dieser knapp 40-minütige Gig zu Ende und man musste feststellen, dass beim diesjährigen Festival bereits bei der zweiten Band mehr Zuschauer in der Halle waren, als in den Jahren davor.

Psychonaut aus Belgien nahmen nochmal ein wenig an Härte raus und bewiesen, dass Post Rock (andere meinen es wäre Post Metal) auch mit Gesang funktioniert. Die synthetischen Sampling-Fläche werden mit einen Beat unterlegt, der die einzelnen Tracks immer wieder zu ihren jeweiligen Höhepunkten treibt. An manchen Stellen möchte man glauben, die Band hätte sich so manche atmosphärische Dichte bei den frühen Riverside abgeschaut.

Auch die vierte Band kam aus Belgien und sollte das Tempo nochmals weiter rausnehmen. Die Musik von Slow Crush funktioniert über den betörenden, sirenenartigen Gesang von Isa Holliday, der sich über die tiefergestimmten Gitarren und Bässe der Noise-Sludge-Kombo legt. Irgendwie erinnert der Gesang an eine Mischung aus Kim Gordon und Björk und zieht den Hörer fasziniert in seinen Bann. Über die letzten Jahre hat sich die Soundcrew des Festivals als ein Meilenstein für Festivalmixing herausgestellt. Leider war gerade bei dieser Band der Mix etwas daneben: die Bässe waren zu sehr im Vordergrund und auch wenn der Gesang auf den Alben etwas in den Hintergrund gemixt ist, so war er hier viel zu sehr im Hintergrund und an einigen Stellen im Publikum kaum noch auszumachen. Das hat leider den Genuss dieser hervorragenden Band etwas vermiest.

Nachtrag nach einer Information des Veranstalters im O-Ton:
"Muss hier nur nochmal loswerden, dass der Soundmann von Slow Crush mit der Band gereist war und lt. Band, bis auf 1-2 Tracks, bei denen nach Aussage des Mgmts Probleme gab, wohl so gewollt war." 

Somit geht weiterhin ein ganz klares Kompliment an die Festival-Soundcrew und der schwarze Peter nun an das Soundmixing der Band.

Jetzt musste das Tempo aber wieder angezogen werden. Und DVNE - oder wie einige aus dem Publikum frotzelten Daphne - aus Schottland, gaben ordentlich Gas, zumindest stimmlisch. Screams und Growls gaben dem metallischen Sludge, der einen nordischen Touch als Grundnote hat, das gewisse Etwas und die Band stimmte das Publikum wieder etwas versöhnlich aufgrund des vorangegangenen chaotischen Soundmixes.

Hatten DVNE einen nordischen Touch, so kam die gesamte skandinavische Melancholieklaviatur mit EF zum Einsatz. Die Schweden betraten in einer Fünferzusammensetzung die Bühne und das augescheinlichste war das E-Cello, das der wunderschönen Musik des Quintets das i-Tüpfelchen aufsetzte. Die Klangkompositionen zogen die Zuschauer und Zuhörer in einen träumerischen Bann, was keine Band bisher und danach schaftte oder schaffen sollte. Selten habe ich die Mehrzahl der Zuschauer (auch gestandene Metalfans) so fasziniert der Musik lauschen gesehen - geschlossene Augen, offene Münder, träumerisches Schwelgen. Ihr knapp einstündiger Auftritt reichte definitiv an den Auftritt der melancholischen Post Rock Übergruppe Sigur Rós drei Wochen zuvor in Luxemburg heran. Die Band war der absolute Abräumer des Festivals und ganz großes Ohrenkino.

Mit den Australiern von We Lost The Sea hatten die Organisatoren einen würdigen Headliner aufgetan, der mit Bass, Keyboard, Schlagzeug und einer dreifachen Gitarrenbesetzung auch fünf Meschen auf die Bühne brachte, wunderbaren Post Rock vortrug mit den bekannten Stilmitteln der getragenen Elemente und Zuspitzung, sowie Auflösung zum Ende der Songs hin, aber das Publikum doch nicht so faszinierte wie ihre Vorgänger. Nein, WLTS haben auf ganzer Linie überzeugt und alles andere ist Jammern auf ganz hohem Niveau.

Wie auch in den Vorjahren gab es in diesem Jahr nach dem Headliner noch ein Late Night Special. Dieses Jahr gaben die US-Amerikaner von Frayle ihren Abschluss der Europatournee. Die sludgy Doom Metalband mit dem exzentrischen Auftreten ihrer Frontfrau hatte einen undankbaren Stand als "Rausschmeißer", denn die meisten Festivalbesucher waren schon gegangen un dennoch liessen sie sich nichts davon anmerken. Habe ich noch in der Review zu Skin & Sorrow geschrieben, dass Strang den Hörer in ihren Bann zieht und ihn im Sumpf ihres perfekt vorgetragenen Doom Pops verschlingt, so vermag sie dies mit ihrer Bühnenpräsenz noch zu verstärken.

Auch dieses Jahr ist es den Machern des Gloomaar Festivals gelungen ein Line Up auf die Beine zustellen, das so divers und auch wieder so homogen ist, dass jeder Besucher etwas für seinen Musikgeschmack finden konnte und alle zufrieden in die Dunkelheit der Nacht verschwinden konnte. Man kann nur hoffen, dass dieses Festival immer weiter seine Kreise zieht und noch viel mehr Musikbegeisterte anlocken wird.

 

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