Bony Macaroni - The Big Bucks

  • Artist: Bony Macaroni
  • Album: The Big Bucks
  • Label: Redfield Records
  • VÖ: 31.03.2023

Es gibt nicht viele Bands – oder zumindest gibt es nicht genug – die in der Lage sind, eine persönliche Geschichte mit lyrischem Tiefgang zu erzählen, während sie gleichzeitig catchy sind und sich selbst nicht zu ernst nehmen. Die Gründe dafür sind simpel: Erstens handelt es sich dabei, um DAS Ziel eines authentischen Künstlers überhaupt und zweitens braucht es dafür mehr als nur musikalische Brillanz. Man muss dafür auch ein aufrichtiger und ehrlicher Mensch sein. Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass den Emo-Poppern BONY MACARONI dieses Kunststück gelingt. Ihr Album-Debüt „The Big Bucks“ ist ein autobiografisch geprägtes, antikapitalistisches Konzept-Album, das den Einfluss des „großen Geldes“ auf unsere Gesellschaft kritisch betrachtet. Es beschäftigt sich mit Verlusten und Teufelskreisen, die sowohl romantisch als auch ökonomisch sein können – gutgelaunt und auf SEHR eingängige Weise.

„The Big Bucks“ dreht sich um den finanziellen Ruin. „Die Geschichte basiert auf einem Zeitraum zwischen 2010 und 2020“, erläutert Sänger und Gitarrist Stefan „Bony“ Bonestroo. „Ich habe in dieser Zeit eine ganze Reihe an Erfahrungen gemacht, durch die es sich angefühlt hat, als hätte ich alles verloren. Die Erfahrungen wurden wahrscheinlich durch die Finanzkrise 2008 in Gang gesetzt und leider habe ich die Auswirkungen davon den Großteil meiner Teenager-Jahre zu spüren bekommen. Ich habe dabei zugesehen, wie meine Eltern sich an den Punkt arbeiteten, an dem sie krank wurden. Mein Vater hatte zwei Jobs, einem am Tag und einen in der Nacht, einfach nur um die Rechnungen bezahlen zu können. Aber auch wenn es sich so anfühlte, als wäre diese Situation ausweglos, so sind sie doch daraus gekommen. Kapitalismus ist ein erbarmungsloses und bösartiges System. Und obwohl es verspricht, dass harte Arbeit belohnt wird, tritt genau das eben nicht ein. Es befeuert nur Gier und egomanisches Verhalten. Ich glaube daran, dass wir immer wieder solche Krisen erleben werden, solange wir aus diesem System nicht ausbrechen.“



BONY MACARONI sind clevere Songwriter, trotzdem hinterlassen sie nicht den Eindruck, die Dinge kaputt zu denken. Es kann wild, aber auch hymnisch sein, schön oder eigenartig. Sie wissen, wie man kreative Ideen in
eingängige Songs verpackt, die darüber hinaus auch eine Botschaft transportieren, egal, ob es eine persönliche ist oder ein messerscharfer Kommentar zu einem globalen Thema. Zusammengefasst: Das hier ist
„Neue Lieblings-Band“-Material, während die Einflüsse aus unterschiedlichen Richtungen stammen. „Unsere Geschmäcker sind breit gefächert“, erklärt Bony. „Wir sind Fans von Größen, wie WEEZER, DEAD KENNEDYS und OASIS. Aber wir mögen auch Indie-Darlings, wie THE HOTELIER und PHOEBE BRIDGERS.“ Um das Bild zu vervollständigen, muss auch noch der (Live-) Auftritt der Band erwähnt werden: „Wir nehmen unser Song-Writing und die Performance sehr ernst. Weitaus weniger strebsam sind wir, wenn es darum geht, den Status von Rockstars zu erreichen. Vielmehr ist es uns wichtig, echt rüberzukommen und mit Leuten, die unsere Musik schätzen, in Kontakt zu treten.“

Die Songs auf „The Big Bucks“ sind geformt von Bonestroos persönlichen Geschichten, der das Album schrieb, als er 2020 für eine Zeitlang in Philadelphia lebte. Da ist „Grind Me into the Paste“: Der wohl punkigste
Song, der vom „beschissensten Drecksjob“ handelt, den Bony jemals hatte – in einem Schlachtbetrieb für Hühner. „Zum einen war da natürlich die Grausamkeit des Tötens von unschuldigen Tieren, zum anderen aber auch noch das eigene grausame Dahinsiechen in einer eiskalten Fabrik für einen Hungerlohn, während es sich anfühlte, als würde das Gehirn langsam absterben. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich als 16-jähriger mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr und Trucks mit wochenaltem Hühnerfleisch in der Sonne parken sah, während ich wusste, dass ich die Brüste und Flügel später am Tag in Kisten packen würde.“ Trotz der persönlichen Geschichten sind die Perspektiven aber immer universell. Jeder, der nicht zum vermögenden 1% gehört, kann sich mit den Album-Songs identifizieren. Außerdem gibt es auch Lieder wie „Hollow“, die sich um Liebe oder besser gesagt um das Gegenteil davon drehen. „Es geht um Missbrauch und eine toxische Beziehung, aber auch um die Unfähigkeit, die eigene Situation zu begreifen, während man in ihr steckt. Vor allem ist es für mich ein Versuch, ein paar verzweifelte, kräftezehrende Jahre zu verdauen.“ Ein Album, das im wahrsten Sinne voller Geschichten ist.

Auf „The Big Bucks“ machen BONY MACARONI erfolgreich deutlich, dass sie mehr als eine traditionelle Emo-Band sind, die ausschließlich den Verlust von Liebe beweint (auch wenn sie darin ebenfalls verdammt gut sind). Ihr Album handelt vom Verlust von Geld, genau wie dem Verlust des Gefühls, dass das Leben eine Bedeutung hat, während sich um einen herum alles im Zerfall befindet. „Aber macht euch keine Sorgen“, versichert Bonestroo einmal mehr. „Wir sind angetreten, um den Zerfall möglichst sexy und ansteckend klingen zu lassen.“

8/10

 



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